Bild: © Lou Goetzmann / Aqua Viva
Fluss frei!
21. Mai 2022 - In den Schweizer Fliessgewässern stehen rund 170 000 Wasserkraftwerke, Wehre, Staumauern und Schwellen, die für Fische zum Teil unüberwindbare Hindernisse darstellen. Wanderfische wie Lachs und Meerforelle sind bereits ausgestorben und weitere könnten folgen. Anlässlich des heutigen World Fish Migration Day fordert Aqua Viva die Sanierung und den Rückbau nicht fischgängiger Hindernisse. Wie schnell dies wieder Leben in unsere Gewässer bringt, zeigt Aqua Viva in den kommenden Monaten entlang von Suhre, Talent und Geisslibach.
«Wenn wir uns in der Schweiz auch in Zukunft über eine vielfältige Fischfauna freuen möchten, müssen wir rasch wieder für vernetzte Gewässer sorgen. Die in der Verantwortung stehenden Kantone und Gemeinden können dabei auf die Unterstützung von Aqua Viva zählen»
Christian Hossli, Projekleiter Fluss frei! bei Aqua Viva
Rückbau ist die beste Lösung
Damit Fische wieder frei wandern und sich ihre Bestände erholen können, bietet Aqua Viva Gemeinden und Kantonen im Rahmen des Projekts «Fluss frei!» fachliche und finanzielle Unterstützung beim Rückbau von Wanderhindernissen an. Beispielsweise entlang des Talent im Kanton Waadt. Dort soll im Sommer 2022 ein altes, circa drei Meter hohes Mühlenwehr bei St. Barthelemy rückgebaut werden. Da der Talent glücklicherweise noch über weite Strecken natürlich fliesst, ist das von Aqua Viva mitfinanzierte Projekt enorm wertvoll. Auch am Geisslibach im Kanton Thurgau plant die Gemeinde Diessenhofen voraussichtlich noch in diesem Jahr den Rückbau eines alten, stillgelegten Wehrs. Aqua Viva beteiligt sich am Monitoring und untersucht, wie sich die Massnahme auf die lokalen Fischbestände auswirkt. Und der Kanton Aargau plant für die kommenden zwei Sommer den Rückbau von vier alten Wehren an der Suhre. Aqua Viva begleitet die Projekte kommunikativ und hofft, so weitere Gemeinden und Kantone für eigene Rückbauten zu motivieren.
Ein Land voller Hindernisse
In den Schweizer Fliessgewässern stehen heute über 170 000 Querbauwerke. Europaweit gibt es nur in Deutschland und Spanien mehr als 100 000 Querbauwerke – allerdings verteilt auf deutlich mehr Flusskilometer. Viele dieser Hindernisse sind Relikte aus dem vergangenen Jahrhundert und könnten problemlos rückgebaut werden. Sie verursachen Unterhaltskosten, haben jedoch keine Funktion mehr für den Hochwasserschutz, die Energiegewinnung oder die landwirtschaftliche Bewässerung.
Jedes Querbauwerk behindert Fische bei der Wanderung zu ihren Laichplätzen, bei der Nahrungssuche und auf dem Weg in ruhigere oder kühlere Gewässer. Oft sind die Hindernisse unüberwindbar oder das Passieren kosten die Fische viel Energie (die ihnen später fehlt). Auch deshalb stehen in der Schweiz heute 55 Fischarten auf der Roten Liste. Lediglich 14 heimische Arten gelten noch als nicht gefährdet. Besonders betroffen sind Langstreckenwanderer wie Lachs und Meerforelle, die in der Schweiz bereits ausgestorben sind.